Webseiten des Islamismus - oder man mache
sich ein Bild
Frankfurter Rundschau vom 25. Juli 2005
Wiedergabe in Auszügen. Absätze und Hervorhebungen wurden gegenüber dem
Originalartikel geändert.
Titel: Dschihad und Lebenshilfe online
Propaganda, aber auch neue Vielfalt: Zu den Kommunikationsstrategien von
Islamisten im Internet
von Carola Richter
Sieben Sätze sollen erklären, warum am 7. Juli in 2005 London mehr als
50 Menschen sterben mussten und Tausende in Angst und Schrecken versetzt
wurden: "Wir hatten die britische Regierung und das britische Volk immer
und immer wieder gewarnt", hieß es lapidar auf der inzwischen
abgeschalteten Seite www.alqal3h.net. "Und nun haben wir unser
Versprechen wahr gemacht und die gesegneten militärischen Angriffe in
Großbritannien vollzogen. Es hat die Kämpfer mühevolle Anstrengungen
über einen langen Zeitraum gekostet, die aber die Garantie für den
Erfolg der Angriffe brachten."
Auf der Webseite
www.islamonline.net
[...] korrespondierte eine 15-jährige mit einem Online-Counselors, dem
islamischen Pedant zu Bravos Dr.-Sommer-Team, wie man eine
voreheliche Beziehung am geschicktesten in die Ehe münden lassen kann
[...].
Beide Internetseiten gehören zu islamistischen Gruppen, und beide
verdeutlichen Kommunikationsstrategien, die unterschiedlicher kaum sein
könnten und sich doch in Teilen ergänzen.
Mit dem Begriff Islamismus belegt man Bewegungen, die aus der
islamischen Rechtslehre und aus dem islamischen Erbe eine umfassende
gesellschaftspolitische Philosophie ableiten - mit politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Komponenten.
Dabei geht es nicht um
ein Zurück zum mittelalterlichen Lebensstil, sondern um die Anwendung
islamistischer Prinzipien auf einen modernen Staat mit seinen
gesellschaftlichen Problemen.
Grob gesagt splitten sich die
Islamisten in eher gemäßigte und eher militante Gruppierungen auf:
Erstere streben eine sozial-konservative Wende in den Köpfen und im
politischen System an, letztere bekämpfen entweder den Staat oder gleich
die gesamte Gesellschaft als Ungläubige - auch mit Gewalt.
Für
die Gemäßigten, wie beispielsweise die Muslimbrüderschaft in Ägypten -
die indirekt auch hinter dem
inslamonline.net - Portal steckt - ist die Lebensberatung nur eine
konsequente Fortführung der traditionellen islamischen Kommunikation mit
modernen Mitteln. [...]
In der globalen Strategie der Islamisten
stellen diese Beratungsangebote aber auch einen Türöffner zur
politischen Agitation der haltsuchenden Muslime in Europa oder Amerika
dar. Die Muslime sollen in die Gemeinden eingebunden werden und helfen,
mit zivilgesellschaftlichem Aktionismus ein islamisches Umfeld auch im
Westen zu schaffen. Bei inslamonline.net findet sich die
Hidschab¹-Kampagne, zu der ein Medientraining für
Pro-Kopftuch-Demonstrationen gehört und psychologische Hilfe für
Kopftuchträgerinnen in "feindlicher" Umgebung gegeben wird.
Gerade in westlichen Gefilden verkommen die islamischen Online-Plattformen eher zu
Kampagnen-Foren. Das deutsche Portal
www.muslim-markt.de
ruft zum Boykott von Produkten auf, die nach Meinung der Betreiber
implizit anti-islamische Symbole sind (wie McDonald's) oder explizit
islam-feindlich (wie die taz). Geklärt werden zudem Fragen
wie: Wo ist der nächste muslimische Fleischer? Darf ich den Arbeitsplatz
zum Beten kurz verlassen? [...] Hier wird eine gemeinsame Identität
in Abgrenzung zu dem "anderen" eben erst durch die Repräsentation im
Internet geschaffen.
Dieses Phänomen gilt auch für die militanten
Islamisten. Für sie ist das Internet zunächst ein propagandistisch und
oft martialisch aufbereitetes Schaufenster ihrer Aktivitäten zur
Außenwelt.
Der palästinensische Dschihad listet etwa auf seiner
Seite www.qudsway.com statistisch
genau die Opferzahlen seiner unterschiedlichen Methoden durchgeführten
Anschläge auf. Bilder von Kämpfern, vermummten Gestalten und leidenden
Palästinensern dürfen nicht fehlen.
Oder unter
www.almagribi.com stehen jede Menge grausiger Videos zum
Download bereit, auch solche von Auftritten von Selbstmordattentätern.
Allein auf Kinder ausgerichtet ist die Seite
www.awladnaa.net (Unsere Kinder).
Sie stellt mit farbigen Comicfiguren dar, wie die "richtige"
Erziehung von Kindern aussieht. Diese Seite
lobt den Dschihad und weist dessen Kämpfer als Helden aus. Die
Juden, lernen die Kinder, seien für den Tod von 25 von Allahs
Propheten verantwortlich sowie für eigentlich jedes Übel in der Welt,
habituelle Kindermörder seien sie ohnedies.²
Deutlich mehr Beachtung
sollte man den gemäßigten islamistischen Web-Angeboten schenken, die
einerseits in der islamischen Welt nicht unwesentlich zum Aufbrechen
religiöser Verkrustungen beitragen, andererseits aber auch etlichen
frustrierten Muslimen zunehmend das Fenster in eine andere Welt öffnen."
Eine Plattform wäre da zum Beispiel:
http://www.qantara.de
-
Das ist nicht die Bühne von Traditionalisten, Herolden einer
wortwörtlichen Exegese des Koran, sondern ... und das muss jeder selbst
herausfinden.
zu 1 Hidschab ist die Bezeichnung der islamischen
Frauenbekleidung, die gegenüber nicht-mahram Männern mit einer
bestimmten Bedeckung auftritt, die im allgemeinen Sprachgebrauch als
"Kopftuch" bezeichnet wird.
www.muslim-markt.de/Lexikon/stichworte/h/hidschab.htm
zu 2 "Der Google-Islamismus", Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung vom 13. August 2006
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Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13. August 2006
Verfassungsschutz-Ausstellung im Hessischen Landtag zu einem
hochaktuellen Thema 09. - 13. Oktober 2006 "Die missbrauchte
Religion - Islamisten in Deutschland"
dpa, 03. Mai 2007,
Wiesbadener Kurier Verfassungsschutz mahnt Integration an
"Unter jungen muslimischen Zuwanderern der zweiten und dritten Generation
sind nach Beobachtungen des Verfassungsschutzes Demütigungsgefühle,
Diskriminierungserfahrungen und Misserfolgserlebnisse verbreitet.
Daraus resultierender Frust, Wut oder gar Hass auf die deutsche
Gesellschaft könne dazu führen, dass die Jugendlichen und jungen
Erwachsenen radikalisiert werden."
Nein, keine Muslima, geschweige denn eine Islamistin, sondern Barbara
Feldpusch auf einem LH-Stopp in Jeddah in der landesüblichen Tracht.
Zwangsweise musste sie ihr Gesicht einschnüren und einen
schlechtgeschnittenen schwarzen Mantel, der den Körper verbergen soll,
dem Tschador, anziehen. Total verhüllt und zu einem entpersönlichten
Nichts gemacht. Ein menschlicher Pinguin (Ralph Giordano hat's geprägt).
Es hätte auch Henryk Broder schreiben können.
[...]
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