Der folgende Text
bezieht sich auf die Magisterarbeit von Peter Gaida, Bremen. Der Auto
genehmigt freundlicherweise die auszugsweise Wiedergabe des Textes.
Die Zeitform und einige Hervorhebungen wurden geändert. Ebenfalls wurden die Literraturangaben
weggelassen. Der vollständige Text ist unter
www.petergaida.de/Atlantikwall/index.htm nachzulesen.
Der Zweite Weltkrieg: Organisation-Todt,
Die Festung "Gironde-Süd"¹, Bataillon Penthésilée
Zur Beherbergung der Waffen und Mannschaften baute die Organisation Todt
(OT) in Aquitanien eine dichte Kette
von Stellungen mit rund 700 Bunkern und über 200
Artilleriewaffen. Im Juni 1944 waren noch über 100 Bunker im Bau. Die Struktur des Atlantikwalls in Aquitanien setzte sich aus Widerstandsnestern und aus Stützpunkten zusammen,
die zu „Stützpunktgruppen" zusammengefasst wurden.
Das Ende des Atlantikwalls in Aquitanien bildete die mehrere Kilometer breite Mündung der Gironde, deren Ufer
zu einem Verteidigungsbereich, der Festung „Gironde-Süd" ausgebaut wurde.
In der Führerweisung Nr. 50 befahl Hitler,
alle Flussmündungen zu starken „Verteidigungsbereichen" auszubauen, um sie gegen einen alliierte Invasion zu sichern.
Im Januar 1944 erklärte Hitler einige Verteidigungsbereiche zu „Festungen", die „bis zur letzten Patrone"
verteidigt werden müssen. Auf der Landzunge zwischen dem Atlantik und der Gironde entstanden so auf
einer Fläche von 170 Quadratkilometer die Festung „Gironde-Süd".
Die Ausbauarbeiten der Landzunge zu einer Festung begannen im August 1942.
Die Oberbauleitung der OT in Bordeaux eröffnete im Küstenort Soulac eine Zweigstelle in einem Hotel.
Zweihundert deutsche OT-Angehörige übernahmen die Leitung der deutschen,
französischen und belgischen Firmen, die mit den Bauarbeiten beauftragt
wurden. !n zwei Jahren baute die OT mit Hilfe von 3 000 französischen
Arbeitern auf der Landspitze über hundert Stützpunkte und
Widerstandsnester mit über hundert Artilleriewaffen.
Der Verteidigungsbereich wurden wie eine kleine Stadt mit allen
wichtigen Einrichtungen versehen. Die OT baute auf der Landzunge für
Mensch und Material insgesamt 172 Bunker, weitere 10 waren im Juni 1944
noch im Bau.
Ein Telefonkabelnetz ermöglichte die Kommunikation und eine
Radiostation sorgte für Unterhaltung. Für das leibliche Wohl der
Mannschaften sorgten eine eigene Bäckerei, ein Schlachthof und eine
Nudelfabrik, eine spezielle Landwirtschaftskompanie betrieb auch drei
Bauerhöfe. Die Festung beherbergte ein Lazarett mit einem Operationssaal,
eine Waffenschmiede, ein Sägewerk, ein Fuhrpark und sogar ein
Chemielabor, um aus Wein reinen Alkohol zu destillieren. Weiterhin
baute die OT so genannte "Kradmelderwege"¹
("piste allemande")
durch die Pinienwälder auf denen sich Motorräder von Bunker zu Bunker
bewegten. In Soulac
residierte die Kommandantur zeitweise in der
"Villa Sapho".
Als die deutsche Wehrmacht im Juni 1944 den Südwesten Frankreichs räumte,
zogen sich am 24. August rund 4 000 deutsche Soldaten mit Vorrat für zwei Monate in die Festung „Gironde-Süd" zurück. Als die alliierten Truppen im September 1944 die Reichsgrenze
erreichten, wurden die isolierten Festungen an der Atlantikküste die
letzten deutschen Bastionen in Frankreich.
Erst im Frühjahr 1945 starteten die französischen Streitkräfte (Brigade² Carnot, Bataillon³
Penthésilée) die Operation „Medoc",
den Angriff auf die Festungen an der Mündung der Gironde.
Am 18. April erfolgte der Angriff auf die
Festung „Gironde-Süd": Um die starke Verteidigung der deutschen Artillerie zu brechen, wurde der Angriff auf
der Hauptwiderstandslinie von einer Bombardierung begleitet, bei der die amerikanische Luftwaffe auch Napalm einsetzt.
Nach schweren Kämpfen erreichten die französischen Streitkräfte das
Zentrum der Festung. Am 19. April 1945
ergaben sich schließlich die deutschen Verteidiger der Festung.
Knapp zwei Wochen vor der deutschen Gesamtkapitulation am 08. Mai 1945 ist der „Kessel von Medoc" gestürmt
und Aquitanien befreit sich aus eigener Hand von der deutschen Besatzung.
zu 1 Nach dem Krieg wurde das weitverzweigte Pistensystem dann von
den Einheimischen gepflegt und in "Piste Cyclable" umbenannt.
zu 2 Brigade
[französisch] die, in vielen Armeen kleinster Großverband des Heeres, der aus Verbänden verschiedener Truppengattungen
besteht und selbstständig in Gefechten operieren kann.
zu 3 Bataillon
[französisch, deutsch Bataillon] das, militärischer Verband von drei bis
fünf Kompanien (Batterien), etwa 400
bis 800 Mann,
geführt von einem Major oder Oberstleutnant.
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Memorial de la Cote 40, [...]
1991, Le Gurp, Richtung Süden
Von der ehemals deutschen
militärischen Bebauung des Gebiets ist (1991) nicht mehr viel erhalten
geblieben:
Vieles ist der Ausdehnung der lokalen Strandstruktur zum Opfer
gefallen.
Juli 2007
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