Camping Le Gurp **, Grayan l'Hôpital, 33590 Saint-Vivien
de Médoc
Vorbemerkung: Es gibt hier nichts zu sehen, was Globetrotter des
einundzwanzigsten Jahrhunderts sonderlich beeindrucken könnte und der
Begriff glamourös wird wahrlich nicht fallen oder Meer ist nicht drin.
Die Optionen für die Tages- und Nachtgestaltung sind übersichtlich.
Erläuterung: Wir "lebten" von 1975 bis 1997 zum Teil bis
zu vier Wochen auf dem Zeltplatz in Le Gurp. Seit 1998 verbringen wir
mindestens eine Woche im Jahr, eingesegelt mit der Deutschen Lufthansa
(DLH) über Toulouse und
zurück über Bor do, in Montalivet, im
Hôtel L' Océan ** ¹
oder im Hotel Le Pin in l'Amélie ***. Sofort nach Ankunft fahren wir rituell nach Le Gurp und
'machen' eine Reminiszenz-Tour über den Zeltplatz, so auch im August 2007,
Juli 2008, August 2008 und im Juli 2010. zu 1 2005 endlich
renoviert! Ich war schon nahe daran, auf eigene Kosten einen neuen
Wasserhahn mit zu bringen und zu installieren. Aber aber, die beiden Handtücher, ein kleines und ein
sehr kleines, werden sogar zweimal in der Woche gewechselt. Als
Alternative könnte man empfehlen:
"Real" chambres d'hôtes in Saint Seurin de Cadourne.
Was
einem dann so einfällt oder Geschichten aus dem richtigen Leben.
Einmal stolperten mehrere über unsere Zeltschüren und schlugen dumpf neben
dem Zelt auf. Das Vorzelt sackte ein. Wir schälten uns wenig später
durch Stoff, Gestänge, Gaskocher und Bratpfanne heraus. Der Mond schien
durch die schwarzen Pinien. Wir schauten grimmig in die Atlantiknacht.
Trotz
solcher Ereignisse ist dieser Campingplatz großartig. Das Meer liegt
300 bis 500 Meter blassgrau hinter der Düne. Die Vegetation besteht in
Monokulturform aus der Kiefer; pinus pinaster und Stechginster. Der Boden ist
ganz dicht besät mit den Nadeln der Kiefer. Deshalb entsteht morgens keine
unangenehme Feuchtigkeit. Der Wind kommt zu 90 Prozent von Seeseite,
dies bedeutet, keine Insekten! Das Reizklima der See wir durch die
Bäume gemildert. Die Klarheit der Luft ist unbeschreiblich.
Die Zeit
zerfällt, hier wird sie ausgehebelt. Erst neun? Schon halb zehn? Muss man aufstehen?
Muss man arbeiten? Man muss nicht! An den Strand mit oder ohne Sonnenschirm, mit
oder ohne Windschutz oder gar beides, wie ist die Tide, das sind die essentiellen Fragen.
Die Optionen für die Tages- und Nachtgestaltung sind hier übersichtlich. In den Tag hinein leben gilt ja heute beinahe als die Definition
des Glücks.
Ach, wie wunderbar es doch ist, in den Erinnerungen
an solch vertrödelte Tage zu schwelgen! Prost¹ hat dafür unvergessliche Worte
gefunden. Moment, der hieß irgendwie anders. Egal. sic!
zu 1 Für
alle, die Details zur klassischen Literatur gerade nicht parat haben:
Der Mann heißt natürlich Marcel Proust.
Gleich vorneweg und wie
auch eingangs schon erwähnt: VIPs gibt es hier nicht. Sollte sich
einmal einer bis Montalivet verirrt haben, was in den vergangenen
dreißig Jahren meines Wissens freilich nicht der Fall war, so könnten
diese Superreichen keinen besseren Strand genießen als die Armen,
respektive wir. Dieser Strand ist republikanisch.
Natürlich ist der
Zeltplatz eine Utopie, ein Ort, wo man fast unbekleidet lebt, nicht
arbeitet, in die Baumwipfel schaut, einfache, frische Gerichte kocht
(wir jedenfalls), ein Idyll. Den
Rest muss jeder selbst herausfinden.
Andererseits ist so ein
Zeltplatz natürlich auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft:
Es
gibt, wie in einer richtigen Stadt, drei verschiedene Viertel: das
bürgerliche Nordend, wo die teuren Campinganhänger und Wohnmobile mit
ihren dicken Gardinen und Polstern und Bauernmöbelimitaten stehen,
meist mit Abtretmatte auf Abtretmatte im Eingangsbereich.
Heimatmelodische Klänge vom Hessischen Rundfunk (HR 4) mittels
Kassettenrekorder können durchaus vernehmbar sein. Ich schwöre es, ich
habe es gesehen: "Karin und Herbert" stand auf einem weiß gestrichenen
Holzbrett und beide und nicht nur sie, in sechsfarbigen Nylonjacken. Sie drapieren ihren Weg zur Campinganhängertür mit Pinienzapfen.
Diese dienen dann auch einmal, aus der Hüfte geworfen, als Wurfgeschosse
gegen zu schnell fahrende Baguette- Flûte- (kleiner), Ficelle- (noch
kleiner), Bâtard- (dicker), pointu- (spitze Enden) holer.
Es sind die
echten Gurpianer, in der Regel (mehr oder weniger)
verbürgerlichte Altlinke, oft aus Bremen oder Hamburg,
viele Gemeinschaftskundelehrer, die seit Jahrzehnten kommen. Früher
hatten sie Steilwandzelte aus VEB-Produktion und einen Bollerwagen für
die Kinder, meist blond. Und
einem VW- Passat Kombi, oft rot. Die Damen hatten schon damals oft
hennarote Igelfrisuren und trugen merkwürdige Nickelbrillen und
Totalbequemschuhe und er lief mit einem verwaschenen
Demeter(immerhin!)-Einkaufsbeutel über der Schulter hängend zum
morgendlichen Baguetteeinkauf.
Diese Kinder sind älter geworden. Sie siedeln in
der Bronx des Campingplatzes. Plätze 1 - 101 oder direkt am
Eingangsbereich. Das Ästhetikempfinden ist noch nicht so entwickelt,
trotz Abitur. Ihr Weg zu ihrem Kriechzelt ist mit leeren
Kronenbourg Bierflaschen
abgesteckt. Verkrustete Sauce-Bolognaise-Töpfe liegen herum. Oft
sitzen sie mit Gitarre und dreckigen Füßen vor ihrem Zelt und singen
schlimme Lieder.
Übrigens Abitur, ganze
Abgangsklassen scheinen sich in 'Le Gurp' zu verabreden. Ich hoffe, dass
Cornelius R., Abiturjahrgang 2001, Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer seinem
Abiturjahrgang nicht von Le Gurp vorgeschwärmt hat, es waren
nämlich 145.
Was einem sonst noch einfällt und sieht, wenn man über den
Zeltplatz geht:
Man hört aus den Duschkabinen das Schreien
ungewaschener Kinder, die auch ungewaschen bleiben wollen. Das "Welcome
in the kacka", wahrscheinlich von Niederländern geschrieben, ist
auf der Toilette "Les Arbousiers" überstrichen worden. Frauen, die
ganz versunken Merve-Bändchen lesen, während ihre Freunde
ökologisches Tomatenmark unter das Ratatouille rühren.
Ach ja, wenn der Regen kommt. Oder neben dem Strand ist das
Abwaschhäuschen der wichtigste Ort des Campingplatzes. [...]
Oder im Juli 2008 an der
Rezeption bei der üblichen Reminiszenz-Tour beobachtet: Die jungen
Männer mit Stoppeln auf Kopf und Kinn in der Schlange mit dem für diesen Urlaub extra hergestellten Gruppen-Shirt: "Promillepriraten".
Oder auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt ein Kompaktklassefahrzeug
älteren Baujahrs. Die Jungs im Fahrzeug um die 20 mit rasierten
Schläfen, Bierchen in der Hand, hören Atzen-Musik: "Hey, das geht ab /
Wir feiern die ganze Nacht"... Oder
der Camping-Klassiker: Papi gibt beim Zeltaufbau Aufbauanweisung an die
Ehefrau, Teenietochter schmollt.
[...]
Alors, mes amis,
wir aben uns entschieden, weil sooo gut
geklappt mit Austern noch besser…
Aber, mes amis, Lobster nischt schlecht,
ebenso!
Alors, daher eine kleine Kurzreise nach
Bordeaux Ende August Wochenende 2008 – schadet nie – immer gut.
Und auch noch 30 Grad Ende August und Sonne pür und beachte
Temperatür eau!
A bientot,
Barbara et
Jurgen
Ja, und was man sonst noch so in Montalivet erlebt.
Da war einmal in der kleinen Boulangerie gegenüber dem Austernstand von Michel
eine Frau mittleren Alters, offensichtlich eine Deutsche, die vor mit
bedient wurde und ein "Peddi Peng" verlangte. Die junge Verkäuferin reagierte ratlos, die
Kundin wiederholte und deutete auf die kleinen Weißbrote, wieder
reagierte die Verkäuferin ratlos. Ich kam aber auch nicht darauf. Nun,
es stellte sich heraus, dass sie ein "petit pain" wünschte.
Besser erging es da der Frau, ebenfalls eine Deutsche, im einzigen
Zeitungsladen in Montalivet, welche die Verkäuferin nach einer "Voschü"
fragte. Wobei sie das "sch" sehr weich aussprach. Die Händlerin, wohl
mit einschlägiger Erfahrung, reichte ihr daraufhin eine "Vogue".
Aus dem Sprachwertstoffhof: Das "Hotel Le Marin" in Montalivet offeriert
sich im Netz
folgenderweise. "Mit seinen 14 idealen Zimmer für die
Geschäftsaufenthalte oder die Freizeit in einer sicheren und bequemen
Umwelt das Hotel Le Marin bietet die beste Infrastrukturqualität im Dorf
von Montalivet an. Jedes elegante und moderne Zimmer, legt zu ihrer
Verfügung ein Badezimmer mit, nach verfügbaren Geldern Dusche oder
Badewanne. Alle Zimmer (Kammern) haben Fernsehen flacher Bildschirm
LCD, eine Verbindung internet Wifi kostenlos, von der Bewetterungsanlage
und ein Posten von Telefon im direkten Zugang (Zugriff). Im Hotel zu
schlafen, wird Der Seemann eine Prüfung niemals sein oder die für Sie
schwer ist, weil alles in einer Schalldämmungssorge
(Schalldämmungsringelblume) der Wände gemacht gewesen ist."
Am meisten hat mir das mit dem Seemann imponiert. Wer geht hin und
hilft?
[...]
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ante portas Montalivet, 12. bis 19. Juli 2007
Das Vorzelt mit den Schnüren fehlt noch.
Cornelius R. vor ca. 20 Jahren
"Chez Nicole" in Vensac
ist nun leider seit sechs Jahren geschlossen:
Es war das angesagte Restaurant in dieser Region. Die
Vergrößerung zeigt nicht eine Szene aus dem Ghost Town Bodie/Kalifornien,
sondern "Chez Nicole" Juli 2007. August 2008: Es tut sich
was!
Juli 2010, 22:30 Uhr: Ach ja, früher als Nicole ... [...]
Die Alternative zu "Chez Nicole"?
Für eingefleischte Vegetarier ist das "La Cousteyre" allerdings nichts.
Foie Gras de Canard Entier mit einer Brise Fleur
des Sel auf Salat als Vorspeise
muss man schon mögen.
Gesehen Juli 2008, Montalivet. Geöffnete Austern auf vorbereiteten
Tellern im Kühlschrank!
Bin ich blöd, weil ich so etwas
absurd oder unwürdig finde oder sind es die anderen, die nichts dabei
finden?
Bin ich blöd, weil ich ... Gesehen Juli 2010
[...]
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