Es gibt Städte und Landschaften, die sind zu groß
oder auch zu bekannt,
um von ihnen erzählen zu können. Cap Cod zum Beispiel, beziehungsweise, es ist ja schon alles
erzählt und geschrieben worden. Deshalb nur kleine Randbemerkungen.
Es ist Sommer, ich habe meine Arbeit
getan - Ferien 2008 entlang der
Ostküste Neuenglands.
Drei Sätze über den Pfeilschwanzkrebs oder Erklärungsversuche über die Immobilienkrise in den USA, vier Sätze über die Verkehrsverhältnisse in
diesem Teil der Vereinigten Staaten und ebenfalls drei Sätze über den Eiskönig
von Bosten.
Das mit
den Pilgrim Fathers, deren "Mayflower" im Morgengrauen des 21. November
1620 in der Cape Code Bay vor Anker ging, dies brauche ich nicht
näher zu beschreiben, dass erfährt man (bei mir) in der 8. Klasse im
Geschichtsunterricht.
Wir kamen von Bosten. In wenigen Stunden
waren wir auf Cape Cod, auch wenn wir vor lauter Bäumen (Ahorn vor
allem, Eichen, Eschen,
Kiefern, Linden und Kastanien ohne den Befall durch Miniermotten), die Wälder kaum sahen,
die es auf dem Weg dorthin in großer Zahl gab.
Über die Sagamore Brücke müssen alle, ich
konnte lesen, 100 000 in den Spitzenzeiten im Sommer, pro Richtung!
Cape
Cod (= Kabeljau) stellt man sich wie einen aus Massachusetts herausragenden
Boxerarm, Seemannsarm vor. Oder wie ein etwa 100 Kilometer langer, gekrümmter Finger
ins Meer hinaus ragend oder wenn man will, wie eine Sense oder wie ein
Angelhaken. Egal, so
ungefähr.
Wobei, das mit dem Boxerarm mir am meisten gefällt,
Denn da kann man spielen: Wenn man zum Beispiel Cape Cod unter die
Achsel schaut, dann liegt dort Woods Hole mit seinem Marine Biological
Laboratories (Im Museums-Shop habe ich mir zwei unangespitzte Bleistifte
gekauft!) und einem halben Dutzend weltweit führender Labore. Ich konnte
lesen, dass hier über 50(!) Nobelpreisträger gelehrt und gearbeitet
haben.
Wir erfuhren bei der Rundführung durch das Marine Biological
Laboratory am Streichelbecken der Pfeilschwanzkrebse, dass dies die
teuersten Krustentiere der Welt seien. Nach dem Fang der
Krebse wird ihnen zwei Dutzend Milliliter Liter Blut entnommen, um ihn
dann wieder ins Wasser zu werfen, denn er ist für den Menschen nicht
genießbar. Ein Milliliter kostet etwa fünfzehn Dollar. Mit der aus dem Blut entwickelten Testsubstanz können Arzneimittel auf fieberauslösende Verunreinigungen geprüft werden.
Auf aufwändige Tierversuche konnte deshalb verzichtet werden. Vor
dreißig Jahren eine sensationelle Entdeckung der Pharmaindustrie,
die heute sehr sehr viel Geld bringt.
Der Pfeilschwanzkrebs ist
übrigens ein lebendes Fossil, das seit 300 Millionen die Erde bevölkert.
Er hat zehn Augen und den Mund dort, wo andere einen Bauch haben. Weil
der Grundriss einem Hufeisen ähnelt, nennen die Amerikaner ihn
"horseshoe crab". Eine ausgezeichnete Webseite ist
www.horseshoecrab.org.
Klar, Woods Hole, das ist auch der Ort,
von dem die Fähre nach Martha's Vineyard, dieser noch in Sichtweite
unter dem Ellbogen des Boxerarms gelegenen Miniluxusinsel, ablegt.
Die Fahrt ging auf der Route 28 vorbei an Hyannis, ja ich weiß, ich weiß die
Kennedys, weiter nach Chatham Light(house), am Ellbogen. Weiße Häuschen
mit Holzschindeln als übliche Fassade, rasierte
Rasen, wundervolle Eichen- und Lindenalleen, schneeweiße Kirchen der
unterschiedlichsten christlichen Ausrichtungen, Sternenbanner noch und nöcher,
bilderbuchhaft, ohne, keine Bausünden, wie insgesamt auf der Insel.
Auf die Gefahr hin, mich ständig zu wiederholen: Die nächsten Orte und
auch die Strände waren wieder bilderbuchhaft. So bald hört das hier eben
nicht auf. Orleans, Eastham, Wellfleet und Truro (Der Maler Edward Hopper
verbrachte hier die Sommermonate.) und schließlich, ganz nach hinten, am Inselende, der Faust, Provincetown.
Oh Gott, ich kenne beileibe provinziellere Orte. Ich konnte lesen,
alle Verrückten waren dort: Künstler wie Edward Hopper, Jackson Pollock
und Mark Rothko, Schriftsteller wie John Dos Passos, Tennessee Williams
und Norman Mailer. Sie alle kamen in dieses verbogene Stück Neuenglands.
Wir befinden uns Ende Juni 2008, ich ahne, was im
Juli hier von statten geht; es werden sich nicht wenige, eher
exaltierte als luxuriös gekleidete, durch die endlose lange Hauptstraße,
die Commercial(!) Street, entlang schieben. Am Ende dieser Straße befindet
sich das Hotel "Ice House" (später mehr davon).
Übrigens, dort wo der Bizeps liegt ist es auch bilderbuchhaft
schön.
Vier Sätze über die Verkehrsverhältnisse in New England
oder good zu wissen oder in Bezug auf das Auto fahren ist das Maine
Welt.
[...]
In Neuengland wächst das Netz der sogenannten Culinary Trails. Auf diesen
Routen kann man die kulinarischen Besonderheiten der sechs Bundesstaaten
Neuenglands kennen lernen. Im Internet:
www.discovernewengland.org
So, das war jetzt ganz lustig, aber ich muss nun leider auf
was etwas Ernstes zu sprechen kommen. Immobilienkrise in Amerika
Es ist bekannt, dass Banken
von der Differenz zwischen Haben- und Sollzinsen und Hypothekenzinsen
leben.
Durch die Niedrigzinspolitik der amerikanischen Zentralbank
(Ein-Prozent-Satz) benahm jeder, der eine Hypothek haben wollte, auch
eine, selbst die finanziell Schwächsten. Es gab ohne Probleme billige Kredite,
Anzahlung(!) war nicht nötig. Einkommensnachweise wurden nicht verlangt,
die finanziellen Verhältnisse wurden nicht überprüft. Die Grundregel,
dass Kreditnehmer zahlungsfähig sein sollten, wurde nicht beachtet.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass diese Blase platzen würde. Die
Zinsen stiegen nämlich kräftig. Weil immer mehr, mehr ist gut, es
müssen Millionen gewesen sein, "Hausbesitzer" wie auch immer mit Zins
und Tilgung in Rückstand gerieten, die Hypothekendarlehen nicht
zurückzahlen konnten, türmten sich seit 2007 in den Bilanzen der Banken
Milliardenverluste, die abgeschrieben werden mussten. Nicht wenige
Banken gingen in die Knie bzw. wurden verstaatlicht oder aufgekauft.
Immobilenkrise in Amerika.
Es war erschreckend, wir schauten zum Schluss schon gar nicht mehr hin.
Dies sind nur zwei, drei Aufnahmen; wir haben in den paar Tagen
zehntausende(!) solcher Veräußerungsschilder gesehen. Was war geschehen?
Dollar wird's aber hoffentlich nicht.
Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung, 12.07.2010
Die Eigenheimkrise in Amerika, die Auslöser der Finanzkrise war, ist
noch nicht vorbei. Amerikas Banken haben im Frühjahr so viele Eigenheime
gepfändet wie nie zuvor. Sie übernehmen die Kontrolle über 270 00
Häuser; 38 Prozent mehr als im Vorjahr.
[...]
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Über sie müssen alle, die nach Cape Cod wollen, kommen. Die Sagamore
Brücke. Bei den zum Teil grottenhaft schlechten Straßen(?) in den
USA wird mir beim Überqueren solcher Brücken immer ganz mulmig.
Von wegen Lobster. Das teuerste Krustentier der Welt ist der
Pfeilschwanzkrebs. Hunderttausende werden vor der Küste Cape Cods
gefangen.
Der "Lobster Pot" in Provincetown, dem touristischen Highlight am Ende des
Boxerarmes, der Faust.
Arnold's Lobster & Clam Bar,
Cape Code, Route 6, Eastham Bilderbuchhaft schön oder frischer geht es
nicht, zumal dann auch noch für 15 bis 20 Dollar.
Nein, das ist
kein Satz zum Nachdenken.
Eastham Lighthouse, am Ellbogen Nebenan in das Surfside Motor Inn
kommen Gäste back year after year.
Und da das hier eben auch ein sportbegeisterter Landstrich ist, muss man
sich eben auch in Acht nehmen.
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