Bali [...] oder Touristen sind immer die
anderen.
"Heinz, hast du den Toten schon geknipst?" - schrie der deutsche
Tourist. Jedenfalls so laut über den Friedhof, dass die Balinesen
zusammenzuckten.
Ort: Bali, Besakih (950 m NN) vorgestern vor 20
Jahren.
Auf der Verbrennungsstelle stand der offene Sarg. Gerade hatte der
Priester mühsam die Australier und die paar Europäer beiseite gedrängt
und am Toten die (für uns sicherlich befremdlichen) rituellen
Handlungen vorgenommen, die nach balinesischem Glauben erforderlich
sind: Knochen und Schädel müssen gebrochen werden, damit die Seele sich
aus dem Körper befreien und zum Himmel aufsteigen kann. Die Szene
verspricht sensationelle Aufnahmen. Dem Priester gegenüber, auf
der anderen Seite des Sarges, drängt sich die Schar der Touristen.
Ich bin angeekelt, nicht nur wegen der für meine Augen ungewohnten
Ansicht der Leiche und ihres Zustandes. Vielmehr schäme ich mich für
meinesgleichen.
Auch ich bin auf Fotojagd, schließlich bin ich
Tourist und habe mehr oder weniger ungefragt vor dem Hause des Toten die
Trauergäste fotografiert. Aber dieses Verhalten hat meine innere
Grenze erreicht.
Ich richte meine Kamera auf die Touristen und fotografiere sie bei
ihrem Tun.
 
Dies waren nicht nur Profis von internationalen Agenturen und
Touristen, sondern auch solche, die behaupteten, alternativ zu reisen. |
Aus ganz Bali strömen die Gläubigen zum Tempel von Besakih.
Camera: Olympus, OM 2 |
Ich gerate ins Grübeln. Was treibt uns Bürger westlicher
Industriestaaten bei unseren Fotosafaris so weit, dass wir alle
Verhaltensregeln vergessen? Ich habe leider unzählige dieser
Situationen in aller Welt erleben können.
 
Wenig später werde ich nochmals Zeuge eines Fotoüberfalls.
Touristen sehen zur Tür des Wohnhauses hinein, stürmen ungefragt mit
lauten Bemerkungen in den Raum. Blitzschnell fotografieren sie die
Betenden aus nächster Nähe. |
Authentische Begegnungen jenseits des Strandurlaubes: Wir ließen uns
von einem richtigen Balinesen im Wickelrock und so fotografieren.
Nein, wir wurden danach nicht zum Tee in die Hütte eingeladen. |

Die Trauergemeinde; wenigstens von der Seite
1981 - Traditionelle Tempelopferung.
aus fotografiert. |
2005, pervertierte Opfergabe. Völkerkundemuseum Frankfurt |

Das bedruckte T-Shirt: II've been to Bali too.
Ja, ich habe das T-Shirt auch Zuhause getragen, da macht es ja auch
nur Sinn. |
Im Kübelwagen zu den Tempeln auf Bali oder Kinder die barfuß zur
Schule gehen und natürlich jedem fröhlich zuwinken. |
[...]
|