Das Grundlegende des Geschmacks
Jürgen (Bazon, gr. Schwätzer) Brock, seines Zeichens
Ästhetikprofessor,
äußerste sich, ich kann es nicht
mehr abrufen, aber irgendwann in den späten Siebzigern, in einem Rundfunkinterview im HR I über den Geschmack, die
Ästhetik folgendermaßen:
"Das Grundlegende des Geschmacks bleibt immer das Gleiche. Geschmack hat, wer unterscheidungsfähig ist.
Die Kriterien der Unterscheidung, die so wichtig sind, muss ich trainieren.
Beispiel: Dieses eine Design von einem Stuhl von einem Stuhl von einem anderen
Design, von einem dritten Design unterscheiden und wenn ich das kann, habe ich
Geschmack.
Dann kommt es noch darauf an, teilen andere Leute meine Kriterien der Unterscheidung oder nicht.
Der gute Geschmack ist derjenige Geschmack, der sich auf viele Unterscheidungskriterien berufen kann und nicht nur auf eines.
Wenn ich also eine ganze Latte von Kriterien habe, dann
habe ich einen besseren, leistungsfähigeren Geschmack, als wenn ich nur ein
oder zwei Kriterien habe z.B: 'Dat gefällt mir.'
Das ist natürlich ein Kriterium, aber das sagt nicht viel."
Diese Worte des Meisters haben mich sehr beeindruckt und mich auch stets
begleitet.
Vielleicht springen mir deshalb die Auswüchse schlechten Geschmacks,
grauenhafter Ästhetik eher ins Auge;
welche oft eine Beleidigung für meine Augen sind. Hierzu einige Beispiele
aus dem Rheingau.
Weitere Beispiele für ein sicheres, gesundes Stilempfinden:
Haben Sie schon einmal jemanden gefragt, der sich einen Eisenring oder
ähnliches in die Augenbraue gerammt hat oder mit Kriegshosen (camouflage
- casual wear: Model Kosovo)
herumläuft? Von den ohnehin fragwürdigen Blicke auf eingravierte
Arschgeweihe, Bauchnabel-Sicherheitsverschlüsse und Stringunterhosen einmal abgesehen.
Überdimensionale Sonnenbrillen gehören ebenfalls zu diesen
Geschmacksverirrungen. Na, was glauben Sie, was Sie als Antwort bekommen? "Dat
..."
Ich habe übrigens nichts gegen hohe braune oder
schwarze Reiterstiefel. Die machen auch ohne Pferd 1a, nur - hat einer mal auf die Straße geschaut? Ich möchte wetten,
seit in "In Style", "Petra" und "Frau und Hund"
(zugegeben, nicht gerade das Fashion-Fachblatt) stand, dass es ein
ungemein schmeichelhaftes Bein macht, Jeans in Stiefel zu stecken, trägt
das jede zweite Dame. Na, was glauben Sie, was Sie als Antwort
bekommen? "Dat..."
Bei diesem Stichwort fällt mir
ein, dass die Zahl der Nierenerkrankungen doch eigentlich bei jungen
Frauen unheimlich ansteigen müsste, denn immerfort zeigen sie einem
heute ihren Bauch und hintenrum die Nierengegend, was wahrlich nicht
immer so ein erfreulicher Anblick ist. Na, was glauben Sie, was Sie
als Antwort bekommen? "Dat... "
Juli 2006 - Da sind sie wieder,
die stacheligen, krummen, dicken, weißen Männerbeine, die aus kurzen Hosen
lugen. Ich sah welche in Kombination mit Netzhemd oder aufgeknöpftem Hemd, aus dem die Brusthaare
hervorquollen. "Mir ist halt heiß." Das ganze wurde mit beige Sandaletten und weißen Socken getopt. Jungs, so geht das nicht.
Sagt mir bitte nicht, "dat..." Ich wünsche mir hier, aber
nur hier, die islamische Kleiderordnung herbei.
[...]
Das bös klingende Wort von der
zu kurz geschulten Intelligenz (Mitscherlich hat's geprägt) gehört auch hier
her.
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Bild 1
Assmannshausen:
Ich stelle mir von solchen Örtlichkeiten dann immer den Sanitärbereich
vor.
Bild 2
Assmannshausen: Dieses Hotel würde ich nicht nur Tante Hedi nicht
empfehlen.
Bild 3
Oestrich: Das Sonnenstudio ist an diesem historischen Platz wirklich
eine Augenweite.
Bild 4
Hallgarten:
Das Gasthaus "Zum Taunus" einfach ein Kleinod!
Man beachte die verheißungsvolle Außendarstellung. Die Speisekarte, die
speckig und mit braunen Kunststoff überzogen ist, enthält den Satz:
"Draußen nur Kännchen!" Ich weiß: Hier bin ich nicht zu Hause.
Bild 5
Eltville:
Burg Crass
Ich schwör's, hier stimmt nun wirklich alles. Aber, aber die Stühle sind
für mich zu klein.
Bild 6 Johannisberg:
Burg Schwarzenstein
Burg Pavillon: puristisch, stilvoll; einfach gelungen.
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