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December 28 th 1889 Edinburgh Press No GXJJ Seite 2

Einweihungsfeier der Brücke am Tay

 

Gestern, am 30. Mai 1878, fand endlich die Einweihungsfeier der Brücke über den Tay statt.

Im extra errichteten Festzelt saßen zahlreiche Neugierige, die gespannt auf die Ankunft der Königin Viktoria warteten, die die Brücke feierlich einweihen sollte. 

Als die Queen nach einiger Verspätung endlich ankam, spielte die Feuerwehrkapelle zunächst ein bekanntes Begrüßungslied. Sie bekam dafür rauschenden Beifall, dem Dirigenten wurde vom Bürgermeister ein Strauß Blumen überreicht. Letzterer stellte anschließend alle am Bau Beteiligten vor: die Ingenieure, die Unternehmer und den Bauleiter. 

Als er seine Willkommensrede beendet hatte, wurden den Anwesenden alkoholische Getränke gereicht – die Kinder bekamen verdünnten Ahornsirup. Anschließend wurde getrunken und getanzt. Um 14.00 Uhr endlich bat der Bürgermeister um Ruhe. Trommelwirbel setzte ein und alles strömte aus dem Festzelt, denn in der Ferne war der Zug aus Edinburgh zu sehen. 

Er passierte die Brücke und durchschnitt in hohem Tempo das Band, das zuvor über die Gleise gespannt worden war. Jubel brandete auf – die Brücke war für die Durchfahrt freigegeben.

 

Der Schein trügt: Die Brücke war nicht so stabil wie behauptet.

 

Es fehlte an Geld ...

Aus der Einweihungsrede der Queen Victoria: "Wir haben uns versammelt, um dieses Wunderwerk der modernen Industrietechnik heute einzuweihen. Viele Ingenieure haben sich den Kopf über die Konstruktion der kilometerlangen Brücke zerbrochen und das Resultat sehen wir heute vor uns: Die schöne, stabile Brücke über den Tay, durch die in Zukunft Personen und Güter schneller befördert werden können. Diese Brücke für die Ewigkeit trotz jedem Wetter. Wir bedanken uns bei all denen, die Millionenbetrüge in den Bau der Brücke investiert und das Denkmal für die Leistungsfähigkeit der Briten, das soll die Brücke nämlich sein, finanzierten. Ich werde nun selbst der erste Überquerung beiwohnen. Im Namen der königlichen Familie danke ich für das zahlreiche Erscheinen."

 

Wettervorhersage


für den 28. Dezember 1879
Ein Sturm erstreckt sich von Nordeuropa nach Westen und beeinflusst mit kalten Luftmassen das Wetter in ganz Europa. Es ist meist bedeckt oder neblig-trüb. Vereinzelt kann es zu Schnellfall kommen. 

Die Höchsttemperaturen liegen um 0 Grad nachts. Aufgrund der Wetterlage ist im Nordwesten mit starken Sturmböen zu rechnen, die wahrscheinlich die ganze Nacht anhalten und stellenweise Orkanstürme erreichen können.
Besonders die Einwohner in Dundee sind hiervon betroffen. 

Der Fährverkehr über zahlreiche schottische Flüsse ist bereits eingestellt worden.

Von unserem Wetterfrosch Christopher M.

 

Interview mit einem Facharbeiter

 

In der Nacht vom 28. auf den 29.Dezember 1879 brach die Brücke am Tay zusammen. Naturgewalten oder technisches Versagen? Einer der am Bau Beteiligten, der Facharbeiter Frank O Neill, stand den Reportern der Edinburgh News Nicolas Geisthardt und Anela Carevic Rede und Antwort: 

N.G.: Welche Ursachen machen Sie für den Einsturz der Brücke verantwortlich? War es der Sturm? 

O Neill: Es gibt viele Gerüchte und Behauptungen. Sicher trifft auch das Wetter eine Schuld. Aber es lag wahrscheinlich hauptsächlich doch an technischen Fehlern. 

A.C.: Hat es möglicherweise auch an Schlampereien während der Bauzeit gelegen? 

O Neill: Davon habe ich auch gehört – möglich, dass hier etwas dran ist. Vor allem aber fehlte es an Geld. Dadurch konnte nur Material minderer Qualität gekauft werden, Risse wurden mit Kitt verschmiert oder übermalt und auch das Eisen der Brückenpfeiler und Träger war von minderer Qualität. 

N.G.: Nun, das erklärt unseren Lesern einiges. Aber warum wurde die Brücke bei diesem Geldmangel überhaupt gebaut?  

O. Neill: Hätten die Verantwortlichen gewusst, dass alles so endet – sie hätten sich sicher anders entschieden. Doch als das Material gekauft war, gab es kein Zurück mehr. Selbst als wir statt auf harten Fels zu stoßen nur Schlick vorfanden, wurde weitergebaut. Probieren ging halt über Studieren. 

A.C.: Gestatten Sie zum Schluss noch eine persönliche Frage: Würden Sie sich noch einmal beteiligen 

O Neill: Ich glaube nicht. 

N.G.: Wir danken Ihnen für das Gespräch.

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