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Geschichtliche Hintergründe der Karnevalsuniformen

Was meine Schüler/innen während der Karnevalszeit erfahren. Immerhin ist am Rosenmontag unterrichtsfrei und Fachnachtsdienstag nur vier Stunden Unterricht.

Hintergründe, Zusammenhänge, Ursachen

Manche Narren behaupten, es heiße "Fastnackt" und laufen deshalb gerne leicht bekleidet durch die 5. Jahreszeit.

Richtig ist:
Fasnet, Fastelabend, Fasching, Karneval: Das ist die vor der (mit dem Aschermittwoch beginnenden und bis zum Karsamstag gehende) 40tägige kirchlichen Fastenzeit  gelegene Zeit (Vorbereitungszeit auf das Osterfest).

Eigentlich war es ein heidnischer Brauch (nicht christlicher Brauch = vor der Römerzeit, frühes Mittelalter) um den Winter, die kalte Jahreszeit „auszutreiben".

Diese Form wird heute noch in den Umzügen im badischen, schwäbischen und im schweizerischen Raum deutlich.

Fastnacht:
Vor dieser Zeit, besonders ab dem 11.11. ist diese Zeit durch eine Vielzahl von scherzhaften Bräuchen (der Brauch) z.B. Verkleidungen, durch Umzüge, Bälle und Tanzveranstaltungen gekennzeichnet.

Fasten:
Freiwilliges Einschränken der Nahrung. Sie gilt in fast allen Weltreligionen als Opfer, Buße, als Mittel zur Reinigung, als besondere Zeit im Leben der Kultgemeinschaft. Der Islam hat, als einer seiner fünf Grundsäulen, einen ganzen Fastenmonat: "Ramadan". Die katholische Kirche kennt zwei Fasttage, an denen das Gebot der Abstinenz (des Verzichts) besteht: Aschermittwoch und Karfreitag.

Aus den Begriffen „Fastnacht" und „Karneval" [= lat. carne (Fleisch), val (ohne)] wird der christliche Bezug deutlich.

Man wollte vor der Fastenzeit "noch einmal ordentlich auf die Pauke hauen" bzw. „das donnernde Leben genießen" und "ein paar eckige Runden drehen".

Wieso nun, die in den Karnevalsvereinen bei Umzügen in Mainz (z.B. die Mainzer Ranzengarde) Köln, Düsseldorf usw. zu beobachtenden Uniformen; seien es nun mittelalterliche, französische oder sonstige (Phantasie-) Uniformen?

Nun, das hat etwas mit der Französischen Revolution (14. Juli 1789) und in der Folge mit Napoleon zu tun:

Im Friedenvertrag von Luneville zwang Napoleon 1801 die deutschen Fürsten das linke Rheinufer an Frankreich abzugeben. So gerieten unter anderem die Städte Mainz, Köln und Düsseldorf unter französische Besatzung.
Die gleichzeitig erfolgte 'Säkularisierung' ist ein anderes Thema.

Kleinere Umzüge, Bälle und Tanzveranstaltungen gab es z.B. in Mainz und Köln (= heutige Karneval-Hochburgen) seit dem späten Mittelalter (ca. 1200).

Die französischen Besatzer untersagten diese Volksbelustigungen während der Karnevalszeit:
Angst vor Aufruhr war der Grund. Die Franzosen betrachteten die „Jecken als übel gesinnte, die alle Farben annehmen, alle Gelegenheiten ergreifen, um die öffentliche Ruhe und Ordnung zu stören."

1813 waren die Franzosen geschlagen, zurückgedrängt nach Frankreich.

In der Flucht (In dem übereilten Aufbruch) blieben etliche Helme, Uniformen Uniformteile usw. zurück. Bürger der Stadt Köln und Mainz gaben diese „Beute" in ihrem Rathaus ab.

Jahre später dienten diese Uniformteile als Vorlage „zur Deckung des Maskenzuges" z.B. im Kölner Karnevalszug von 1825.

Durch die Nutzung der französischen Uniformen rächte man sich im Nachhinein für die französische Besatzung.


übrigens: In Mainz übernahm man 1935  aus Düsseldorf das "Helau" als Fastnachtsritual-Gruß: Grußfastnachtsritual; Fastnachtsgrußritual; Ritual des Fastnacht(s)grußes?

zu 1
In der islamischen Welt ist der Glaube an Gott die Grundlage der Gesellschaftordung und nicht nur eine.
Dem gegenüber steht der allgemeine Freiheitsgedanke des aufgeklärten Westens, seinen Glauben und seinen Lebensstil selbst zu wählen. Gott sei Dank!

Die Wahrheit über den Narrhalla-Marsch

Ein Marsch, als Chor in der komischen Oper "Le Brasseur de Preston" von Adolphe Adam, wurde 1838 in der "Opéra Comique" in Paris uraufgeführt. In der deutschen Bearbeitung wurde er als "Der Brauer von Preston" zuerst in Hamburg (1839), dann in Berlin, Mainz u.a. Städten, gespielt.
Die Bearbeitung als Narhalla-Marsch stammt von G.C. Zulehner (geb. 1805 in Mainz, gest. 1847);er war kaiserlich und königlicher  (österreichischer) Kapellmeister in einem Ulanenregiment (Lanzenreiter).

Als "Prinz Carneval" des Jahres 1844 in Mainz war der Marsch seine Erkennungsmelodie.
Wo bleibt nun der unbeliebte  französische Stadtkommandant "Ricembeau", Ressembeau" oder gar "Ritzambeau", über den man mittels dieses Texte herzog?
Die französischen Besatzungstruppen, so wurden sie (leider) empfunden, waren jedenfalls 1813 Hals über Kopf aus Mainz abgezogen.

Ich bin selbst enttäuscht, die Geschichte hat sich so schön erzählen lassen; ähnlich die der Namengebung von "Pumpernickel". Also, einen Stadtkommandanten entsprechenden Namens hat es nie gegeben! In keinem Wachbuch der Stadt Mainz ist ein solcher Name auffindbar!
Richtig ist: Der Volksmund (siehe Fort Malakoff) gab damals beliebten Militärmärschen gern scherzhafte Verse bei.

Der volkstümliche Originaltext lautete: "Ritz am Baan (Bein), morje geht die Faßnacht an; die Määnzer Meddcher habbe en Ritz am Baa."
Da man so einen despektierlichen Text nicht singen konnte/wollte, wurde der Text entsprechend geändert: Französisch klingt es eben vornehmer.

Die Legende vom "Ritzambeau" wird sich trotzdem halten.



Besuch des Wiesbadener und Mainzer Karnevalzuges 2004: Ein Selbstversuch nach 25 Jahren Abstinenz, vorab:
Wir müssen (leider) konstatieren und müssen fragen, was hat so ein Umzug mit Humor zu tun?
"Ui-jui-jui-jui-jui-jui-jui"

Übrigens, ich trug eine uralte Genscher-Maske,
die wir noch im Keller herumliegen hatten.



Dreispitz mit französischem Embleme
Rosenmontagszug Mainz 2004
Wie man sehen kann, sind die Leute ungeheuer fröhlich.


400 Kilogramm schwerer Narr
Der neue Fachnachts-Brunnen der Ranzengarde.

Die Figur mit dem dicken Bauch und dem Federhut der ältesten Mainzer Garde steht vor dem Gebäude des Proviantmagazins.

Das Wasser speit die Figur nicht nur aus dem Mund, sondern gleichzeitig auch aus dem Hinterteil.


Dieser Reiter auf einem stilisierten Pferd trägt eine napoleonisch nachempfundene Uniform.

Internet-Zugriff auf das
Mainzer Stadtarchiv
Mainzer Fastnachtsmuseum

www.mascerade.com
Mehr als 3000 verschiedene Kostüme, auch in übergrößen.
In diesem Sinne: "Hummtata"

Weitere Sufftipps:

Köln
www.koelner-karneval.de/

Venedig/Italien
www.carnivalofvenice.com

Rio de Janeiro/Brasilien
www.ipanema.com/carnival


Karnevalszug 2005 in Söll/Tirol/Österreich
14 Zugnummern, drei Musikkapellen!
Vielleicht hat es gerade deshalb unangestrengten Spaß gemacht.

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