Le Gurp, wer kennt schon Le Gurp in dieser Welt
oder Geschichte(n) vom Lande.
Wir haben viel von
der Welt gesehen, aber nach Le Gurp/Montalivet zog es uns immer wieder.
Aber immer der Reihe nach: 26. April 1974. Können Sie mit diesem Datum
im Jahre 2010 etwas anfangen? Nun, wer die Gelegenheit hatte sich
zu bilden, erinnert sich eventuell an die portugiesische Revolution.
Kennen Sie das Lied: "Grandolo Vila Morena"?
Man muss es wahrlich nicht kennen: Jedenfalls, es war das Zeichen für den Beginn des
Umbruchs in Portugal. In der Nacht vom 25. April 1974 wurde im
portugiesischen Rundfunk dreimal nacheinander das Lied abgespielt. Nach
vorheriger geheimer Absprache war es das Signal zur landesweiten
Erhebung gegen die herrschende Schicht und das Caetano-Regime. Wer die
Abmachung nicht kannte und zufällig um diese Zeit Radio hörte, konnte
das Signal dennoch einigermaßen deuten; wenn der Staatsrundfunk dieses
damals verbotene Lied gleich dreimal hintereinander sendete, musste was
im Gange sein.
Diese Revolution wurde bei den damaligen "Linken" undifferenziert gut empfunden. Was mir
dazu einfällt, war der Aufruf von Gremlitza: "Esst mehr portugiesische
Sardinien, um diese Revolution zu unterstützen".
Wir waren ein Jahr später an der Algarve um schnöden Urlaub zu machen und nicht um Tomaten zu
wässern usw., wie es etliche (Frankfurter-) Linke
machten.
Vergewärtigen sollte man sich kurz die damalige Situation: Das diktatorische Salasar-System wurde nach
48 Jahren (!) mit entsprechender Verfassung, ohne Parlament,
mit Pressezensur, Kolonien und einer längst fälligen Landreform
mit der so genannten "Nelken-Revolution" friedlich besiegt.
Nun, um nach Portugal zu
gelangen und die Revolution zu unterstützen, fuhren Heerscharen von so
genannten Linken, auch aus der Frankfurter Szene, mit dem Auto gen Südwesten. Ich
unterstelle, als Fahrzeug den VW-Käfer mit der Picasso-Friedens-Taube oder
"Atomkraft, Nein, Danke" - Aufkleber. Da diese
"Revolutionsunterstützer" wahrscheinlich allesamt im ADAC
waren, (Ich war nie im ADAC, aber ich weiß, man kann sich Touren ausarbeiten
lassen.) nahmen sie in der Regel die Route über Paris - Tours -
Poitiers - Saintes - Bordeaux - Biarritz usw.
Diese Streckenführung
entsprach einem der Hauptwege nach Santiago de Campostela:¹ der "Via
Turonensis". Ob sie es damals wussten?
zu
1 eine riesengroße private Homepage, die alle Jakobswege beschreibt.
Einer der
Nebenwege führte von Saintes über Talmont und früher mit Barken nach Jeune Soulac (Soulac versandete 1744) und weiter nach Bordeaux. Dieser Weg zeigte sich mit
'Stützpunkten' gut versorgt: Granyan-et-l'Hôpital, wenig weiter schon
wieder eine Station, die erneut als l'Hôpital auf der Karte verzeichnet
steht. Die damaligen Pilger benötigten diese auf ihrem beschwerlichen
Weg wohl sehr.
Ich weiß es nicht, aber
irgendwer muss diesem Weg gefolgt sein, Le Gurp entdeckt und in der
damaligen Frankfurter linken Szene bekannt gemacht haben. Vielleicht
war es Tom Koenigs. Grüner der ersten Stunde. Ja, dieser Tom Koenigs, der mit seinen geerbten
Millionen, in den späten 60ziebziger Jahren, den Vietkong unterstütze.
Derzeit Bundestagsabgeordneter. Tja, verbürgerlichte
Altrevolutionäre, wie Joschka
Fischer, der gottlob nicht mehr auf dem diplomatischen Parkett schwebt.
Wir sahen Tom Koenigs jedenfalls bis in die späten 90ziger Jahren noch in Le Gurp.
Fragen Sie mich lieber nicht nach meiner Position zu dem Krieg im Irak. Sie
würden nämlich, ob es Ihnen passt oder nicht, von mir nichts
Negatives über die "Amis" hören. "Krieg ist keine
Lösung". Es
ist furchtbar schwierig, etwas gegen diesen Satz zu sagen. Zumal die
intendierte demokratische Neuordnung des Iraks im Blut von Sunniten und
Schiiten versinkt. Ich bin, war
mir bei diesem Krieg ganz unsicher.
Zurück zu Le Gurp. Was ist Le Gurp? Le Gurp ist ein... Zeltplatz (Lageplan 1982).
Heute heißt das "Outdoor", "Open Air" oder Yes, we camp! - schon klingt es spannend und
nach Abenteuer.
Versuchen Sie es doch einmal bei Google. Ich war selbst überrascht, wie viele Links es
über Le Gurp
gibt. Leider sind nicht wenige ganz übel.
Später mehr, vom Meer.
Bis dann, kurzweilig eine Wein-Empfehlung:
Für Spezis, die immer schon alles kennen.
Oder
kleine Bildchen aus der Region. [ oder
flickr und den Tag "Le Gurp" eingeben ] oder
viewsurf.com eingeben und man ist
der Region über webcams etwas näher.
Nicht überrascht sein, aber
in solchen Portalen wie "flickr"
findet man ganz viele Bildchen in denen die Abgelichteten ausgiebig
beschäftigt sind mit Mundaufreißen, Fäusterecken, Emporhüpfen, ständigem
Fotohandygebrauch und immer locker gucken.
Gegenwart der Vergangenheit: Die Festung
"Gironde-Süd" 1944 - 1945
[...]
"Austern für alle", Einlassung Daniel Cohn
Bendits im Film: "Joschka und Herr Fischer"
www.youtube.com/watch?v=CD-8l5nini4?t=2m56s
Der zweitbeste Satz dieses Films stammt von Daniel Cohn-Bendit,
Fischers Kumpan und Mitstreiter in den 1970ern. Dieser erinnert sich
amüsiert daran, wie verkniffen und humorfrei die Genossen vom
Sozialistischen Studentenbund SDS waren. Sie reagierten entsetzt auf den Wunsch des Franzosen nach dem Verzehr von Austern. „Ich kam aus Frankreich.
In Frankreich essen alle Austern und ich wollte hier auch Austern essen. Ich aß gerne Austern.
Ich wollte Austern für alle.“ Die deutsche Linke konnte (auch) mit Austern nichts anfangen.
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Hinweisschild aus den frühen 70zigern, sorry, 1985 geriet dieses
Schild nach Deutschland, mea culpa!
Reisewege nach Montalivet
Wenn man länger in Le Gurp/Montalivet verweilen wollte, brauchte man
entsprechende Gasflaschen.
Details des Kinderkarussells ca. 1981 Es soll in einem
Technikmuseum in Paris stehen.
Wenn Sie dazu keinen Bezug haben, dann sollten Sie, ganz platt, nicht
hierher fahren.
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