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Hat der Korkenzieher ausgedient?

William Painters

kleinste Erfindung war zugleich seine größte.

85 Patente hat der amerikanische Unternehmer und Erfinder William Painter aus Baltimore angemeldet. Seine "kleinste" Erfindung, die man heute landläufig "Kronenkorken" nennt, war zugleich seine größte.
Laut Patentschrift von 1892 hatte William Painters Entwicklung den Zweck,

"Flaschen ebenso fest und zuverlässlich wie mittels Korkstöpsel und Draht oder Schüren zu verschließen und dabei die Kosten des Verschlussmaterials zu verringern."
Seitdem hat sich der Kronenkorken zum weltweit meistverwendeten Flaschenverschluss entwickelt, der jetzt 100 Jahre alt (1992) wurde.

Seit seiner Erfindung hat sich der Kronenkorken in seiner Grundkonzeption nicht verändert, lediglich die Zahl der ursprünglich 24 Zacken ist auf 21 verringert worden.
Grundmaterial ist Weißblech. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2000 etwa 25 Milliarden Stück verbraucht, also etwa 310 pro Kopf. Etwa 50 000 Tonnen Weißblech, durch seine magnetischen Eigenschaften leicht zu recyceln, wurden dafür verarbeitet.


Kronenkorken, Glasverschluss, Plastikstopfen oder echte Rinde?
Wie halten Sie es? Diese Frage scheidet die Weinwelt.
"Der Korkenzieher hat ausgedient." Rheingau-Winzer Peter Querbach in der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 14.12.2003.

Das Familienweingut (Q wie Qualität) füllt den Wein seit dem Jahr 2000 nur noch in Flaschen mit kronkorkenähnlichen Edelstahlverschlüssen ("Stainlesscap") ab. Als Begründung führt P. Querbach an, dass früher zehn bis 15 Prozent aller Flaschen lästige Korkschmecker gehabt hätten.
Zwar beharrt der so genannte Weinfreund - laut einer Emnid-Umfrage zu 90 Prozent - auf Naturkork, doch jeder hat sicherlich schon die eigene Erfahrung gemacht, dass eine liebevoll gelagerte Flasche penetrant nach Eichenrinde schmeckte.
Uns verdarb es bei entsprechender Situation die Stimmung, auch wenn Tante Hedi nichts merkte. Ergo, Weine von Querbach, Speicher-Schuth, ...

Jetzt muss allerdings ein ganz dickes 'obwohl' kommen, sonst wäre einerseits der Text zu Ende, anderseits würde dem Naturprodukt 'Kork' nicht die entsprechende Wertschützung entgegengebracht werden.

Also,
die Vorteile des Verschlusses entdeckte im ausgehenden Jahrhundert der französische  Benediktinermönch Dom Pierre Pérignon aus der Abtei von Saint-Pierre d'Hautvillers (Département Marne). 1668 wurde er Kellermeister der Abtei Hautvillers und gilt als Erfinder des Schaumweins.

Ich unterstelle, dass sich seitdem nicht viel  in der Korkproduktion geändert hat. Die robuste äußere Borke der Korkeichen wird von Hand alle neun bis zwölf Jahre im Hochsommer entfernt.
Nach 30 Jahren kann der Baum zum ersten Mal geschält werden, doch die beiden ersten Ernten ergeben noch keinen guten Kork.
Mit etwa 50 Jahren produziert der Baum dann jenen feinporigen, wasserabweisenden und elastischen Kork, der das beste Ausgangsprodukt für einen Flaschenkork ist.

Nach der Ernte lagern die rohen, recht unansehnlichen Korkplatten einige Monate im Freien, werden dann gewaschen und gekocht. Aus den so behandelten Platten stanzen die Korkhersteller die Rohlinge für Flaschenkorken, die je nach Qualität sortiert und verpackt werden.
Diese unansehnlichen Korkplatten kann man zum Beispiel auf der Fahrt zwischen Tempio und Olbia auf Sardinien
bei der Firma 'Peppino Molinas & Figli' in Calangianus an der N 127 sehen.

In der billigsten Kategorie kostet ein Kork dem Abfüller weniger als zehn Cent, die teuersten schlagen pro Stopfen mit rund einem Euro zu Buche.







Wer die Gelegenheit hatte: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 28. Januar 2007
Wolfgang Brenner, "Der Schraubverschluss" - Schmalenbach arbeitet an seinem Lebensstil, der hat köstlich gelacht.

"Die Einführung des Schraubverschlusses ist doch nur ein billiger Trick der Winzer, die Mehrwertsteuererhöhung zu kompensieren."








Patentschrift von 1892, Kronenkorken


William Painter


Korkeiche, Sardinien
Auf der Straße N. 127
zw. Tempio und Ólbia
Ich konnte nachlesen, dass heute  im
Gebiet um Tempio
90 Prozent der in Italien verwendeten
Korken produziert werden.


Korkeichenhain
Die Forschungsanstalt Geisenheim bezieht übrigens ihre Ware von
'Peppino Molinas & Figli'
aus Calangianus/Sardinien an der N 127.



Variation eines Alltagsdinges aus Kork:
Gesehen im VITRA Design Museum, Weil am Rhein




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