Apropos Raucher
oder Protokoll eines Kontrollverlustes oder was man mit sich
jahrzehntelang hat machen lassen
Prolog:
"Sie haben wohl nichts Besseres zu tun!" "Kümmern Sie sich doch
um Ihren eigenen Dreck!" "Sie regen sich doch über alles auf!" - "Ja,
und das ist auch gut so!"
Gottlob haben wir keine Zensur.
Unser Leben lang wurden wir
damit nicht konfrontiert, behelligt. Wir haben gar nicht daran gedacht,
damit gerecht, auch im privaten Lebensbereich dem ausgesetzt zu werden.
Es war für mich, im hessischen Schuldienst seit über 30 Jahren tätig,
ständiges Bestreben, immer währendes Bemühen, ausdauerndes Interesse
jungen Menschen über die Auswirkungen des Rauchens [entsprechendes
kann man inzwischen auf jeder Zigarettenpackung entnehmen]
aufzuklären.
Wir waren, wir sind als Lehrer per Erlass bindend dazu angehalten, mit
entsprechenden organisatorischen und pädagogischen Bemühungen auf
die Schüler/innen einzuwirken:
Anstatt einer Klassenfahrt im 6. Schuljahr, ein mehrtägiges
Drogenpräventionsprogramm. - Entsprechender Unterrichtsinhalt im
Biologieunterricht. - Wir schicken sie in Krankenhäuser. - Rauchfreie
Schule seit 2000, als klares Signal gegen die Sucht - Eigene Bemühungen
- usw. usw.
Und nun mir dies!
Um was geht es?
Im November 2004 zog in die unter uns liegende Wohnung eine
schwertsabhängige Kettenraucherin ein.
Die
Beeinträchtigung unserer Wohnsituation ab dem Frühjahr 2005 (Heizperiode
beendet, Fenster geöffnet) kam für uns Nichtraucher überraschend.
Thermischen Gesetzen folgend wabert der kalte Rauch, der nicht
außerhäusig aktiven Dame, aus deren ständig geöffneten Bad-,
Schlafzimmer- und Wohnzimmerfenstern nach oben. Wir mussten erleben,
dass wir noch nicht einmal in der eigenen Wohnung vor dem
Zigarettengestank eines rücksichtslosen Menschen sicher waren.
Der in unsere Wohnung hochsteigende Zigarettenrauchgestank war nicht zum
Aushalten und verursacht Übelkeit, Ekelgefühl, Wut und Ohnmacht.
Wollten wir dies vermeiden, mussten wir unsere Fenster ständig
geschlossen halten.
Der dadurch verminderte Luftaustausch führte
aber zu einer Verschlechterung der Luftqualität bzw. und im
entscheidenden Maße, unserer Lebensqualität. Der Balkon war nur noch
bedingt nutzbar.
Rauch verbreitet sich nun einmal ziemlich stark
und braucht eine Menge saubere Luft , min. 19 000m³
pro Zigarette, um soweit verdünnt zu werden, dass man ihn nicht mehr
wahrnimmt.
Oft war es sogar der Fall, dass bevor man den
widerlichen Gestank in der Wohnung merkte, bereits ein Teil der Wohnung
voller Qualm war. Da konnte man dem stinkenden Rauch und diesem
Giftcocktail praktisch nicht entkommen. Ich fand diese zwangsweise
Zuführung von Tabakrauch asozial¹. zu 1 Die lateinische Vorsilbe
'a' bedeutet un-, nicht-. Alles klar!
Wir schlugen geregelte Lüftungszeiten vor: Dabei gingen wir davon
aus, dass die 24 Stunden des Tages halbiert werden, so dass jeder jeden
Tag jeweils 12 Stunden Zeit hat zu lüften. Da hatten wir aber das
Aggressionspotential von einer Drogenabhängigen unterschätzt:
Normal ist das. Drogenkranke sind nun einmal nur eingeschränkt Herr über
sich selbst.
Denn das sind Menschen, die sich einen Dreck um ihre Mitmenschen
kümmern, solange sie nur ungestört ihrer Sucht nachgehen können.
Dennoch braucht man weder Verständnis noch Toleranz aufzubringen. Warum
auch?
Wenn ein Nikotinabhängiger bereit ist, sich aus der Suchtfalle zu
befreien, dann verdient er bestmögliche Hilfe. Will er das
nicht, verdient er hingegen Schmähkritik. Denn das Verhalten eines
Nikotinabhängigen, wie im hier vorliegenden Fall, gegenüber seinen
Mitmenschen ist (a)unsozial.
Eine sprachliche Drastik, unterhalb der Beleidigungsebene, gegenüber
diesen dégoûtant(en) Kippenjunkies kann
durchaus fallen.
Fazit: Das stillschweigende Erdulden, von diesem widerlichen Gestank,
die Willkür dieser Kippenjunkies kann nur aktiv angegangen
und nicht mehr vor lauter Angst, unbequem zu sein, gekuscht werden.
Denn der Hohn ist der Vorwurf, dass man als nicht rauchender Bürger
"militant" sei. Das ist man sicherlich nicht dadurch, dass man nicht
raucht und die Kippenjunkies darauf aufmerksam macht und seinen Unmut
äußert: Saubere Atemluft ist ein Grundbedürfnis, Drogenkonsum nicht.
Zorn rumorte in mir, meine Gedanken teilten Prügel aus.
Die derzeit
rechtliche Situation.
Eines ist klar, für die Raucher wird es enger.
Mitte September 2005 eine überraschende Wendung: Die
Kettenraucherin ist ausgezogen! Wir fassen es kaum, wir können wieder
bei offenen Fenster schlafen, wir können lüften, ohne dass dieser
widerliche Gestank in die eigene Wohnung wabert.
Nette Nichtraucher zogen ein!
Wiesbadener Kurier, 08. Dezember 2005 (dpa-Meldung) "Auch
Nichtraucher in Gefahr - Studie des
Deutschen
Krebsforschungszentrums: Über 3 300 Menschen sterben
jährlich durch Passivrauchen [...]. Damit verursache das Passivrauchen
mehr Todesfälle als illegale Drogen und Asbestbelastung zusammen."
Aber nicht genug, denn durch das Rauchen sterben in Deutschland mehr
Menschen als durch Unfälle, Selbstmorde, illegale Drogen, Alkohol und
Aids zusammen. 120 000 bis 140 000 Tausend Menschen bringt das
Rauchen jedes Jahr um, das sind 380 am Tag. Wem diese Zahl
nicht nachdenklich macht, der ist verroht.
Der Überbringer dieser Nachricht kann nichts für diese Nachricht, sie
stammt von der
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Wiesbadener Kurier,
18. Februar 2006 (dpa-Meldung) "Ruf nach Rauchverbot auch in
Gaststätten Nach dem Erlass von Rauchverboten in einigen europäischen
Nachbarstaaten wächst auch in Deutschland der Druck, das Rauchen in
Gaststätten zu verbieten."
Mir kommen die Tränen: Das ist eine
längst überfällige Sache. Der Druck durch die nichtrauchende
Mehrheit der Bürger/innen wird zunehmen.
So, und nun bitte ich
die Sensibelchen unter meinen Lesern und Leserinnen (korrrrrekt!),
mal drei, vier Zeilen zu überspringen, danke schön, denn zu diesem
Thema kann ich nur noch im Tourrette-Syndrom²
ähnlichen Stakkato etwas einbringen: zu 2 Nur so zur Info: Mozart litt unter diesem Syndrom.
"Ich will der Willkür der
Raucher zum Beispiel in Restaurants nicht mehr ausgesetzt sein, stinkt
man doch bis in die letzte Haarwurzel oder diffundiert dieser eklige
Gestank doch bis in die Unterhose. Kippe ausmachen, Herr Nachbar.
Raucher brüskieren mich Nichtraucher: Sie tun so, als gehöre ihnen die
Luft. Das ist falsch. Mit welchem Recht beanspruchen die Raucher die
Luft für sich?"
Übrigens, wer raucht denn eigentlich noch?
Laut dem Statistischen Bundesamt (Wiesbaden) rauchten 2005 noch 27
Prozent der deutschen Bevölkerung im Alter von mehr als 18 Jahren, davon
74 Prozent täglich; je ärmer und ungebildeter die Leute sind, desto
mehr rauchen sie. Also eigentlich nur noch ein Problem der
Unterschicht, bzw. entsprechenden Milieus.
Wiesbadener Kurier, 01. August 2006 (dpa-Meldung) "Grüne für
drastisches Rauchverbot"
10. September 2006
Apollo-Kino-Center, Wiesbaden
(Kostenloses Lehrer-Screening - immer sonntags - 11:00 Uhr) . Diesmal
ein passender Film zur Raucher-Debatte: "Thank you for Smoking". Eine,
im doppelbödigen Sinne, schwarze Komödie. Wir haben köstlich gelacht.
Übrigens, das Medium Film war es, was wie kein anders auch in
Deutschland dafür sorgte, dass das Rauchen positiv belegt wurde.
Gottlob, der neue James Bond 2009 raucht auch nicht mehr und
TV-Kommisare nur noch in Ausnahmesituationen.
Aber zurück, das Thema bekam Fahrt!
29. September 2006, Süddeutsche Zeitung "Der
Zigarettenindustrie ist es gelungen, der großen Koalition ihre
Positionen nahezubringen. SPD und Union beraten jetzt auf Grundlage
eines Papiers der Zigarettenindustrie über einen besseren
Nichtraucherschutz." Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Fritz Kuhn,
bezeichnete das Vorgehen als "große Sauerei". Ich unterliege als
Beamter einem Mäßigungsgebot, aber ich schließe mich dem an. So, das
war jetzt etwas rüde, aber bei diesem Thema reagiere ich so (siehe
oben).
09. Dezember 2006, Frankfurter Rundschau -
Frankfurter Allgemeine - Wiesbadener Kurier - Süddeutsche Zeitung.
Aufmacher auf der ersten Seite: "Ministerien über Rauchverbot
im Clinch" - "Kein einheitliches Rauchverbot" - "Regierung stiftet Chaos
beim Rauchverbot"
Langsam geht mir das Mäßigungsgebot als
hessischer Lehrer auf den Senkel! Andere zu belästigen ist keine
Freiheit! Nicht einmal ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland
raucht!
19. Dezember 2006, Der Spiegel 51/2006 -
Interview mit Popstar Aguilera Aguilera: "Ich bin seit Wochen auf
Tournee. Verbringe meine Tage in schlecht gelüfteten Räumen. Hier in
Deutschland ist es besonders schlimm, es wird so viel geraucht. Wie
halten Sie das aus?" SPIEGEL: "Ein Rauchverbot in öffentlichen
Gebäuden wird hierzulande gerade diskutiert." Aguilera: "Gott sei
Dank."
01. Februar 2007, dpa-Meldung "Frankreich verbannt von heute
an Tabakqualm aus Büros und Werkhallen / 2008 soll die Gastronomie
folgen"
Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 11. Februar 2007
"Vorbei die Zeiten. Seit ein paar Tagen gilt in Frankreich ein
weitgehendes Rauchverbot; und im nächsten Jahr (2008) ist das Qualmen
in Kneipen, Bars und Restaurants untersagt."
Das Gesetz
stammt noch von der Vorgängerregierung unter Premierminister de Villepin.
Er begründete das Rauchverbot mit der Schrecksbilanz der Tabakopfer.
Nach offiziellen Angaben sterben in Frankreich in jedem Jahr
60 000 Menschen an den Folgen des Tabakkonsums, darunter 5000
Passivraucher.
18. Februar 2007, Frankfurter Allgemeine
Sonntagszeitung "Gaststätten bald ohne Qualm"
24. Februar 2007, 15:42, dpa-Meldung: "Durchbruch beim
Nichtraucher-Gipfel der Gesundheitsminister in Hannover." "Das ist
mehr als ich erwartet habe. Das ist ein Riesenschritt für Deutschland",
sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung" - "Die Kraft der Argumente ist so stark, dass darüber
nicht hinweggegangen werden kann", so Bundesverbraucherschutzminister
Horst Seehofer. Ich habe auch nicht gedacht, dass ich das mal schreiben
müsste, aber bitte.
Protest gegen die Ächtung von Zigaretten
formulieren inzwischen nur noch Hardcore-Liberale und Interessenswahrer.
03. Mai 2007, Wiesbadener Kurier: "Konsequentes Rauchverbot -
Hessische Regelung soll im Herbst in Kraft treten."
Ach ja, wann ich zum letzten Mal geraucht habe? Mir raucht zwar manchmal
vor lauter Arbeit der Kopf, aber ich habe noch nie in meinem Leben
geraucht. Alles klar!
13. Juni 2007, Wiesbadener Kurier:
"Rauchverbot kommt weiter voran. - In Deutschland rückt ein
flächendeckendes Rauchverbot in Gaststätten näher." Also liebe Raucher,
ab ins Hinterzimmer oder an den "SmokeCorner", da seit ihr unter euch.
24. Juni 2007, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: "Letzte
Zigarette im Pub - Die Briten dürfen in der Kneipe nicht mehr rauchen. -
Am 1. Juli fällt die Zigarette weg."
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben
2001 fast ein Drittel aller 12- bis 17-Jährigen geraucht. 2008 waren es
noch 15 Prozent.
So, jetzt gilt es nur noch die Botschaft zu vermitteln, dass für Mädchen
ab 18 und Jungen ab 19 Jahren die Wahrscheinlichkeit in jeden Fall
sinkt, dass sie überhaupt noch anfangen zu rauchen, falls sie es bis
dahin nicht getan haben.
Literatur: Hans-Ulrich Treichel, Heimatkunde, Helden des Rauchens,
Suhrkamp Taschenbuch
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August 2009, Tabakfeld, südliche Pfalz: Der Tabakanbau wird von der
europäischen Union subventioniert!
Aus urheberrechtlichen Gründen wurde hier ein Foto von einer Litfaßsäule entfernt.
Auf den Zigarettenschachteln steht recht deutlich darauf, dass der Konsum
von Tabak Mitmenschen schädigt. Die meisten Kunden sind ihrer Marke treu
bis in den Tod.
Ich konnte auf einem Werbeplakat von Marlboro lesen, dass die
Schädlichkeit des Rauchens sich danach richte, wie man raucht.
Vielleicht sollte man Kurse für richtiges Rauchen anbieten - je nachdem,
ob man Zungen- oder Lungenkrebs bevorzugt.
Aus urheberrechtlichen Gründen wurde hier ein Foto entfernt.
Suchbild: Welches ist die Raucherlunge? Sie dürfen nur einmal raten.
Ja, ich weiß, Sarkasmus bringt bei diesen Drogenabhängigen nichts.
Trotzdem, ich versuche es einmal auf dieser Ebene: Laut WHO
(Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen; eine höhere Instanz
kenne ich nicht) ist die Nikotinabhängigkeit als Krankheit klassifiziert.
Aus urheberrechtlichen Gründen wurde hier ein Foto entfernt.
Amerikanische Zigarettenpackung mit mehr als heftiger Darstellung der
möglichen Auswirkungen des zügellosen Rauchens.
Stimmt nicht ganz,
solch ein Layout einer Zigarettenpackung kann man nämlich selbst kreieren. Unter
http://tools.fodey.com/ generators/newspaper/snippet.asp gibt
es einen "Zigarettenpackungs-aufschriftengenerator" und...,)
mit dem Sie verblüffend realistische Cover erstellen können.
Eben; Das Ende der Toleranz Spiegel, 24/2006
Aus urheberrechtlichen Gründen wurde hier ein Foto einer Speisekarte entfernt.
Geht doch: Lafer's Stromburg Allerdings verbiegt "er" sich sprachlich
viel zu sehr.
Ein Sitzplatz, ein Bild voller
nicht vorhandener
Ästhetik, aber mit dem richtigen
Ansatz.
Gesehen in der Stöcklalm, Söll, Tirol, Österreich, Januar 2007
"Vietato fumare" In Italien
nimmt kein Mensch das Rauchverbot in Gaststätten übel. Die Raucher gehen halt vor die Tür. Gesünder
ist das, vor allem für die, die drinnen sitzen bleiben und sich freuen,
dass sie den abstoßenden Zigarettengestank nicht einatmen müssen, wenn sie
es nicht wollen. Basta!
Plakatwand mit dem verwegenen Marlboro-Mann.
Von wegen verwegen!
http://www.aktiv-rauchfrei.de/
[...]
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