Mallorca: Geliebt, gelobt,
getadelt - oder späte Liebe
Mallorca 3640 km²
(vgl.
Ibiza 568 km², Alonnissos
ca. 75 km²;
Koh Samui 269 km²
oder die Stadt Wiesbaden
mit 203 km²) 2005 sollen es 3,5 Millionen Deutsche, wohlgemerkt
nur Deutsche, sein. Ich konnte lesen, dass es 2006 in den ersten neun
Monaten insgesamt 10,9 Millionen waren.
Wie dem auch sei, als bisherige hartnäckige Mallorca-Verweigerer konnten
wir irgendwann den Schilderungen von Freunden nicht länger standhalten
und fügten uns im Sommer 2005 dem Schicksal - und entdeckten ein, hier
könnte 'Paradies' stehen, aber das wäre vermessen - mehr als ein bloßes
Urlaubsziel.
Aber, erst einmal hinkommen:
LH Frankfurt - Palma (Mallorca) (DE 590 06:35 bis 08:40 Uhr)
Wir kamen, wie auch immer, auf/an die Finca
"Es Passarell",
in der Ebene zwischen Porreres und Felantix im Südosten von Mallorca.
Nichts mit gestylter Hotel-Finca, verbogen romantischer
Ölmühlen-Atmosphäre, feudalem Stadtpalais oder anstrengendem
kerzenbeschienenen Feinschmeckerrefugium, All-Inclusivie-Päkitsch und
Guest Relations Manager.
Das, was Lolá Superviola während 20 Jahren aufgebaut, hat entstehen
lassen - man schreibt bei diesen Gelegenheiten dann immer, "liebevoll,
mit viel Liebe zum Detail restauriert und eingerichtet, vieles ist
selbst entworfen" - war ein Glücksfall für uns. Ja, es war so. Bilder,
Katzen, kein Fernseher trugen weiterhin zu einer entspannten Harmonie
bei und dann:
Den Rest besorgt die Landschaft und die grenzenlose Ruhe im Haus und um
die Anlage.
Nur das morgendliche Hühner"geschrei", das Läuten der Schafsglocken vom
Nachbarbauernhof und das Vogelgezwitscher unterbrechen die Stille. Nicht
viel an Geräusch, eben!
Feigen-, Mandel- Granatäpfel-, Zitronen-, Orangen-, Pfirsich-, Nuss-,
Aprikosen- und Pflaumenbäume, Wein, Oleander so wie,
Bougainvilliea, eben die gesamte Palette mediterraner Pflanzen sind
einfach so da. Jetzt ist es ja nun nicht so, dass wir
noch nicht hinausgekommen sind
und noch nichts gesehen hätten, aber das, was wir in dieser Finca in
seiner Geschlossenheit vorfanden, hatte unaufgesetzten Charme. "Für
alle, die Göttliche Stille suchen" heißt das dann in den entsprechenden
Reisemagazinen.
Kinder und Teenager, aus Köln und Hamburg, die
ständig "action" suchten, sahen sich dann auch der Herausforderung
ausgesetzt, sich selbst zu organisieren. Ein 12jähriger Sohnemann
forderte auch dann schon einmal aus lauter Frust: "Ich habe ein Recht
auf meine (Chips-)Tüte." Ich schwor, mich als Lehrer nicht zu outen.
Was macht eigentlich Lolá Superviola? Wir besuchten sie im Sommer 2011.
[...]
Was wir vor hatten? Eigentlich nichts. Lesestoff hatten wir genug.
Daraus wurde aber nix. Es wurden dann doch knapp 2000 Kilometer. Aber
weit gefehlt, gesehen hat man nur ein Bruchteil dieser landschaftlich,
aber auch für schräge, verschrobene Bilder schier
unerschöpflichen Insel (etwa 100 Kilometer von West nach Ost und ca. 75
Kilometer von Nord nach Süd).
Also: Was des einen der Traum: volle Strände, viele Menschen, Kontakte
knüpfen, Bekanntschaften machen, ramba zamba, olé, oléoléolé, Diskos und
Alkohol bis zum Abwinken, ist des anderen/ unser Albtraum. Diese
roten Glühgesichterchen, diese Bauchtaschen tragenden Shortsträger und
die mit dem "dicken"
Portemonnaie,
diese Gruppen-T-Shirt-Träger/innen mit zum Beispiel "Stößchen! Mallorca
2005" von vier, sagen wir mal, Steuerfachberaterangestellten; Es ist die
reinste Phänomenologie.
Aber weiter geht es. Zum Beispiel dem Albtraumstrand Es Trenc. Das ist
der Strand, an dem sich zehntausende wie Ameisen in einer Melange
von Sand und Zigarettenkippen robben und uns Bobbele (auch
Boris Becker genannt) und Konsorten
(z.B. Unternehmensvorstände von VW vielleicht oder
von Blom und Voss; Das sind die mit der 60-Stunden-Woche.)
schenkelklopfend von ihren
Super- Jachten aus zuschauen können.
Doch es gibt gottlob natürlich auch andere Bilder: Zum Beispiel am
späten Nachmittag die C710 von Sóller über
Valldemossa nach Port d'Andratx, da wird man besoffen, besoffen von den
Ausblicken.
Wobei mich der Nobelort Port d'Andratx an die Favelas in
südamerikanischen Vorstädten erinnerte: Jeder Meter der Hügel wurde
bebaut, Häuser eng nebeneinander, übereinander verschachtelt, tagsüber
eine Betonwüste. Pflanzerführer? Tieratlas? können Sie getrost zu
Hause lassen. Hier kommen Sie mit "Bunte" oder "Gala" weiter.
Juni 2009; Vor mir liegt die "BELLEVUE", in der Eigenbeschreibung,
Europas größtes Immobilien Magazin. Aus ihm entnehme ich, just for info,
diverse Immobilienangebote von Kühn &
Partner oberhalb von Port d'Andratx. Zum Beispiel können Sie unter der
unglamourösen Referenznummer 0107075¹
eine Villa für 10.900.000 Euro erstehen. Wenn das ein Problem
ist, können Sie ja die "Villa mit spektakulärem Hafenblick" für
5.500.000 Euro unter der Referenznummer 0109054 erwerben. Nee,
oder? Kann doch nicht sei, wie? Doch, [...] Betrug, Veruntreuung,
Unterschlagung, Luftgeschäfte, Boni (das ist der zusätzlich zum normalen
Gehalt eines Managers erhaltene Bonus, gekoppelt was er in den
vergangenen Monaten erreicht hat, auch wenn es höchst spekulativ war und
auf Kosten anderer später schief ging) machen es möglich.
zu 1
Vor mir liegt die Zeitschrift 'Architektur & Wohnen', Ausgabe August
2009: Aus ihr entnehme ich, dass es sich um eines der rund ein Dutzend "Birdhouses"
von dem Architekten Alberto Rubio handelt. Die kosten alle so um diesen
Dreh. - "Häste so was, bräuchste auch kein Kommunist zu werden!" [...]
Mit dieser Thematik hör' ich hier jetzt auf, der Platz reicht nämlich
nicht mehr.
So ähnlich die Gegend um den so genannten "Hamburger Hügel" bei Ca´s
Concos im Südosten der Insel.
Man sieht die prächtig ausgebauten Fincas und Luxusvillen all der
Deutschen (siehe oben), die nun endlich wissen, wohin mit dem
schwerverdienten Geld.
Das
'Viena' in Ca's Concos (übrigens eine schräge Seite) brummte jeden
Tag von diesen besser verdienenden Deutschen. Dort sitzen sie dann
und man sieht es ihnen an, dass sie über Monate die konstant ideale
Mischung aus Sonne, Salzwasser und Schlaf abbekommen haben.
Und
sie alle informieren sich aus der täglich erscheinenden, in Palma
gedruckten, BILD-Zeitung, aus der deutschsprachigen Zeitschrift
"Mallorca Magazin" und hören einen regionalen deutschsprachigen
Radiosender.
Palma [...], Zum Beispiel: den größten Kapernstrauch in einer
mitteleuropäischern Großstadt.
Fazit: Putzfrauen-Insel, Proll-Ghetto, die Kegelclubabfüllanlage, all
diese herablassenden Bezeichnungen treffen ja nicht mehr wirklich. Die
deutschen Urlaubsinvasionstruppen setzen sich aus den
unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppierungen zusammen:
finanziert aus Urlaubskasse, Ladenkassen und eben auch schwarzer Kasse
und entspricht durchaus den gesellschaftlichen Verhältnissen zu Hause,
jedenfalls demokratischer als auf
Bora-Bora.
Es gibt
keinen Grund, Mallorca ganz zu meiden.
Wirklich, nur hin, so
kann man die Schönheit z.B. des Lago Maggiore ungestörter genießen.
Herbst 2006 - Finca Hopping
Finca Ses Carrotja,
Ses Salinas (Für Kinder nicht geeignet. = arschbombenfrei
ü) -
Finca Sos Ferres Morey, Manacor,
Colonia St. Pere Km 10,7 -
Finca Puig Moltó, Montuiri -
Hotel Cas Ferrer Nou, Alcudia;
Herbst 2007
Finca de Binicomprat,
Algaida - Finca Sa Màniga
in Bunjola
Sommer 2010 - WeinReise: Auf 2500 Hektar wird in
Mallorca Wein angebaut, das sind 0,8 Promille der spanischen
Weinproduktion. Wahrlich nicht viel. Finca de Binicomprat, Algaida -
Finca Ses Carrotja, Ses Salinas -
Son Vent,
Cas Concos de Cavaller
Sommer 2011
Finca de Binicomprat, Weingut, Algaida
Buchtipp: Tilman Spengler. "Von schwarzen Schweinen und Madonnen"
Aller Unkenrufe zum Trotz, es sei ein 'dünnes' Büchlein: George Sand,
"Ein Winter auf Mallorca"
Nur so zur Info: Heinrich (Henri) Heine
lernte G. Sand 1833 in Paris
kennen. Sie war zu dieser Zeit eine berühmte Dichterin und eine der
skandalumwittersten und auffälligsten Figuren des damaligen Pariser
Lebens. "Was hätte aus dem Mann (Chopin) werden können, wenn er sich
nicht mit dieser Lesbe auf Mallorca zu Tode gehustet hätte!" Harald
Schmidt am 19. Dezember 2005 in der total ausverkauften Mainzer
Phönixhalle.
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Ich weiß nicht, ob sie vom Fremdenverkehrsamt bestellt waren, um
Klischees zu bedienen oder dies der freie Wille von diesen erwachsenen
Männern war. Gesehen am Ballermann sechs. Wo der Name herkommt, weiß
ich nicht, aber ich sag' mal weise: "Am Ballermann, da ballert man."
Einer von 36 000 deutschen habitante. Wahrscheinlich nicht vom
"Hamburger Hügel".
Klischees gehören bedient! Hinterhof-Hotel in S´Arenal
Traumstrand Es Trenc, 08:30 - 12:00 Uhr
Traum, weil der Gast von S' Arenal usw. gerade die Tiefschlafphase
erreicht. Ich denke, sie waren ausgiebig beschäftigt mit der
High-five-Variante des Begrüßens, dem Fäusterecken, Emporhüpfen,
ständigem Fotohandygebrauch und immer locker gucken; Damit erzielt man
einen hohen Coolnessgrad und das macht müde. Ich verstehe.
Albtraumstrand Es Trenc, ab ca. 14:00 Uhr "personal space", also eine
Art Blase, Raum um eine Person herum gibt es nicht mehr. Man könnte bei
dem Nachbarn mitlesen oder irgendwie könnte die Aufnahme auch an der
bulgarischen Schwarzmeerküste entstanden sein.
Man wird besoffen von den Ausblicken.. Die C 710
Noch Platz für ein Klischee?
Port de Valldemossa - Vor dem Hotel Generoso(!) Mehrere hundert
deutsche Touristen strömen nach der Tagesfahrt zu den Bussen. Eher aus
der Urlaubskasse finanziert.
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